ZIGELINDCHENS ERKLÄRUNGEN – VON PETRA MEYER (TEXTE)

Das Zigelindchen erklärt uns die Natur.

Heute: Teil 2 – von der Krausen Glucke bis zum Gebräuchlichen Erdrauch

 

 

Krause Glucke
Ein gemütliches, mütterlich begabtes Huhn, das zur Trägerin von bei feuchtem Wetter sich lockendem und krausendem Gefieder mutiert ist. (Sieht wirklich scheusslich aus – sogar der Frisör weint männiglich bei diesem Anblicke, und weiss keinen Rat!)
(Speisepilz, Geschmack nussartig. Fruchtkörper wirkt von Weitem wie ein Badeschwamm mit krauser Oberfläche)

Zottiger Klappertopf
Kupferner Henkeltopf, dessen Deckel zur Aufbewahrung mit langsam ausgeleierten Schnurknoten an die Wand gehängt wird, und der bei wallendem Kochen klippert und klappert.
(Gelbe Blume, 20–60 cm, auf Fettwiesen, Äckern, bis 2300 m)

Federgeistchen    
Mein erklärtes Lieblingsgeistchen, das vorwiegend in hochprozentigen klaren Getränken wohnt und bei gutem Zuspruch lustig über den Flaschenrand zwinkert.
(Nachtfalter, schneeweiss, Vorderflügel in zwei, Hinterflügel in drei «Federn» gespalten)

Bleibrachsen
Die Bleibrachsen sind nahe verwandt mit den Gehrachsen, allerdings sind die Bleibrachsen im Volke beliebter.
(In Seen und Flüssen vorkommender Fisch mit bleigrauem Rücken)

Buchfinken
Die nicht mit den Schmutzfinken zu verwechselnden Buchfinken werden nicht wie Vorgenannte zur Verrichtung Staub und Schmutz verursachender Tätigkeiten verwendet – sie sind vielmehr deren bildungsorientierte Variante.
(Ein zur Familie der Finken gehöriger Singvogel)

Gebräuchlicher Erdrauch
Vor ein paar Tagen hat mich der Gebräuchliche Erdrauch auf ungewohnte Art und Weise überrascht – statt wie üblich in bläulichen Rauchschwaden von der Erde aufsteigend, vertauschte das clevere Kerlchen einen Buchstaben und winkte mir aus dem Garten als Erdlauch entgegen, der sich beim Verzehr als sehr schmackhaft erwies. Die rauchige Note behielt der Lauch trotz alphabetischer Ferne zum Rauch bei. Eine feine Geschmacksnuance, die in meiner Küche einen festen Platz erhält!
(Blütenpflanze, 10–30 cm, Blüten rosa bis purpurn, Äcker, Schuttplätze)

 

Petra Meyer ist Löffelburgerin, Lektorin, Worterfinderin, Kulturtäterin und das Zigelindchen
www.korrektorium.ch