DER HUTBÜRGER – LESUNG (ARBOGAST)

Der Hutbürger – Aufnahme deiner Lesung von Arbogast

Die Strassen leer von grossen Massen, keine Demonstrationen, kein Protest. Nichts. Das Volk lässt es geschehen, und ja, selbst die Hutbürger bleiben zu Hause.

 

Das Foto von Arbogast fanden wir in unserem Archiv. Aufnahmedatum unbekannt. Wir vermuten die Glasplatte stammt aus den 20er Anfang 30er in seiner Zeit in Paris.

Das Gedicht dazu haben wir übrigens auch noch gefunden und es sei dieses hier veröffentlicht.


Der Hutbürger

 

Ach es ziert, so manche Schopf,

ein hundsordinärer Hut.

Deckelt fein den heissen Kopf

Und hilft in der Not ganz gut

 

Hat ein anderer den grösseren Wagen, dann hilft der Hut

Hört dich niemand lauthals klagen, dann hilft der Hut

Siehst du Menschen von fremden Orten, dann hilft der Hut

Kannst du keinen Reichtum horten, dann hilft der Hut

 

Er hilft bei sich und ja, bei vielen.

So könnte man fast meinen,

denn viele da rechts rüber schielen,

zum Hutbürger und den Seinen

 

Anfangs war es guter Brauch,

am Montag durch Strassen zu gehn

Den Hut auf dem Kopf, oder im Bauch,

behütet zusammen zu stehen

 

Denkst du du hast zu wenig Lohn, dann hilft der Hut

Hörst du von andern üblen Hohn, dann hilft der Hut

Will die Regierung nicht wie du, dann hilft der Hut

Hat die Kasse vor dir zu, dann hilft der Hut

 

Doch Montag reichte nicht für den Hut,

und wird nun immer getragen

und wenn mans grad nicht anders tut

gerne mit braunem Kragen

 

Doch grad will die Zeit die Strassen frei

Der Hut muss zuhause sein

Er liegt auf den Köpfen nun wie Blei

Und schaut ganz artig drein

 

Waren die Zeiten früher besser, dann hilft der Hut

Spürst du im Kreuz dein eignes Messer, dann hilft der Hut

Ist dein Groschen nichts mehr Wert, dann hilft der Hut

Denkst du dass man nichts erfährt, dann hilft der Hut

 

Wir müssen nun die Mode ändern

Der Hutbürger muss sich zügeln

Besser wärs mit bunten Bändern

Man kann diese ja auch bügeln

 

Denn die Moral von diesem Reim:

Ein Hut macht noch nichts gut

Ein freier Kopf ist wie ein Schrein

Der gutes bergen tut!

 

 

©löffelburg 2020