Zum Auftakt dieses Monats traf ich eine Mulde und sprach mit ihr über das Gerücht eines Muldenstreiks.
Hallo Mulde, danke, dass Sie sich meinen Fragen stellen.
Gerne.
Mulde, wie wir sehen können, werden Sie nicht gerade zimperlich behandelt. Woran denken Sie, liegt das?
Hm, schwer zu sagen. Ich denke nicht, dass es nur eine Antwort gibt. Sicher spielt das soziokulturelle Umfeld, in denen hauptsächlich Bauarbeiter aufwachsen, eine entscheidende Rolle. Als Kinder wird diesen angehenden Baufachleuten der Respekt im Umgang mit Mulden nicht beigebracht. Wir fordern schon lange, dass muldische Ethik schon ab der fünften Klasse Einzug in die Schule hält, bisher ging das aber über einen Pilot mit unserer Broschüre «Sind wir nicht alle etwas Mulde» nicht hinaus. Insbesondere die Lehrer haben sich über den zusätzlichen Schulstoff beschwert.
Ein anderes Thema ist sicher auch der grundsätzlich rüde Ton, der sich seit einigen Jahren zunehmend in der Gesellschaft zeigt. So werden Mulden fast täglich angerempelt und mit Dreck beschmissen.
Man hat Gerüchte gehört, wonach es einen gross angelegten Streik der Mulden geben soll. Was halten Sie davon?
Fiat iustitia et pereat mundus!, sagte einst Kaiser Ferdinand der Erste. Im Gegensatz zu meinen Genossinnen und Genossen bin ich hier etwas differenzierter. Ich denke, es träfe die Falschen. Natürlich werden wir hauptsächlich von Bauarbeitern schlecht behandelt. Aber ist es nicht die Gesellschaft, die sie zu dem macht, was sie sind? Wie aber würde ein Muldenstreik die Gesellschaft treffen? Wir müssen die Gesellschaft mit anderen Mitteln für die Probleme der Mulden sensibilisieren. Polemik, Kampf und Zwietracht sind nicht zielführend.
Zum Schluss dieses kurzen Interviews: Was möchten Sie den Leserinnen und Lesern mit auf den Weg geben?
Ach, ich will hier nicht herumphilosophieren und hochgestochene Ratschläge erteilen. Seid doch einfach nett zueinander, respektiert euch selber, dann wird es von selbst an Respekt für die Mulden nicht mangeln!
Das nehmen wir uns zu Herzen. Besten Dank für das Gespräch!
Uns hat ein Kommentar einer anonym bleiben wollenden Kennerin der Muldenszene erreicht, hier der Wortlaut im Original:
… habe gerade das Interview mit der Mulde gelesen. Also ich bin zwar, wie immer nach dem Mittagessen, etwas mulde, aber so gehts ja dann doch nicht!!! Liebe Mulde, das liegt doch nicht an den Bauarbeitern, da kenn ich mich nämlich voll aus, also die sind eigentlich ganz nett zu den Mulden, aber die könnten bestimmt ein Lied über die Anwohner singen, jawohl. Die akzeptieren doch die armen Mulden nicht, Sozialisation hin oder her. Da wird doch immer gleich gestänkert.