Das Historische Museum Luzern zeigt einen Helm, der aufzeigt, wie manchmal Geschichte verfälscht wird, Reliquien geschaffen werden und wie alt Fake-News wirklich sind. Dies mit dem angeblichen Helm des Hudrich Zwingli, dem ollen Reformationskriegstreiber.
Das Kantonsmuseum Luzern will da natürlich nicht hintanstehen: Wir zeigen den echten Helm eines echten Helden und bieten zudem noch den (endlich) vollständig zusammengetragenen Text des Isenhut-Liedes von 1665.
Der Eisenhut wurde am 24. Januar 1665 in der Ersten Schlacht zu Villmergen von Arbogast Meyer, auch Isenhut genannt, getragen. Verschiedene Chroniken bestätigen, dass dieser den «55 us Münster» in der «… gewaltigen Victori vnd dapfferen Väldtfchlacht zuo Villmergen in den Fryen Empteren …» aus der Patsche half:
«In der gwaltig Victori und dapfferen Väldschlacht, di in Pedrangnis gratenen von Münster, so auch ein Melchior und Johannis Tolder und der Burckhart so von Münster, si all zu den 55 aus Münster gehörten, inkesselt von einer Huntertschaft Berner, usgehauen von Arbogast, der erst mit der Lantz und dann mit grossem Schwert den Bernern ein heftig Kampff bot.» Cod 106/S. 224
Ein wackerer Kämpe also, und es freut uns, diesen Helm des Arbogast Meyer alias Isenhut in unserem Museum zu haben.
Hier nun der Text des Isenhut-Liedes:
Es fuchteln mit Schpiesslin Züri und Bern
Doch wir zu Münster tätschen sie gern
Und allen voran mit grossem Mut
Mit blutig Schwert der Isenhut.
In Filmaringen1 zentusig bösi
Beten zu Zwingli für iri erlösig2
Der Isenhut er wollt nicht zaudern
Und liess den von Erlach3 heftig schaudern
Grad nach dem Zmorgen am Hinterbach4
Bei Filamaringen gabs aufs Dach
Schloss Hilfiken5 am ersten fil
Doch dises war noch nicht das zil
Durch Kugelhaggel6 gings voran
doch wir standen wie ein Mann
Die Berner schossen gar nicht gut
so verliess sie schnell der Mut
Der Isenhut streckt alles nider
Deshalb singen wir nun Lider
Denn keiner ihm widerstehen kann
Nicht ein Ross und nicht ein Mann
So zog dann nach gewunnen Schlacht
Die ganze Münster Heeresmacht
50 lebend und fünf tot7
Nach Münster heim im Morgenrot
Der Isenhut der zog durchs land
Und hinterliess ein rotes Band
Vom Blut der Berner Plünderbanden8
Die dem Isenhut nit widerstanden.
1 Filmaringen = Villmergen
2 Das vereinigte Heer der Neugläubigen (Reformierte und Zwinglianer) hatte eine Truppenstärke von ca. 9800 Mann.
3 Sigmund von Erlach (1614–1699) war ein Adeliger aus Bern. Er führte das Berner Heer in der Schlacht von Villmergen am 24. Januar 1665.
4 Am Vormittag des 24. Januar 1665 griffen die Luzerner mit den Verbündeten über den Hinderbach das
5 Schloss Hilfiken an, in dem sich hauptsächlich Berner verschanzt hatten. Das Schloss war schnell eingenommen und die Luzerner erbeuteten etliche Kanonen und Kartätschen.
6 Nach der Einnahme des Schlosses Hilfiken überraschten die vereinten katholischen Heere das reformierte Heer, insbesondere die bernische Flanke. Unter grossen Verlusten durchbrachen sie den Kugelhagel der bernischen Truppen und trieben dieses hauptsächlich aus Bauern bestehende Heer in die Flucht.
7 Die «55 aus Münster» sind im Zugbrief aufgeführt. Von den 55 kamen fünf in der Schlacht bei Villmergen ums Leben, einer wurde schwer verletzt.
8 Nach der Schlacht zogen plündernde Truppen durch das ganze Land. Aus Angst vor Plünderern und verstreuten Truppen des reformierten Heeres wurde in Beromünster die gegen die Schulhausstrasse stehende St. Afra Pfrund abgerissen, um dort eine Wehrschanze zu bauen. Als Ersatz für diese Pfrund wurde die Löffelburg zur neuen St. Afra Pfrund gemacht.
Die Punkte 1–8 sind tatsächlich wahr, überprüft und verbrieft sowie bei Wallimann, 11. Lieferung, und Wikipedia (Erste Schlacht bei Villmergen) nachzulesen. [Anm. des Verfassers]