Ja, ich weiss – es geht das Gerücht, wir hielten auf der Löffelburg Löwen und Tiger. Das ist Unsinn. So eine Burg ist das nicht. Es entspricht jedoch den Tatsachen, dass eine Feloidea der Unterart Felis silvestris catus ihr Unwesen in der Löffelburg treibt. Nun, Hauskatzen sind Hauskatzen sind Hauskatzen, und unsere unterscheidet sich von anderen arroganten, ichbezogenen Bitches kaum. Es muss im Übrigen bestätigt werden, dass trotz dieses für Katzen typische Verhalten der Burgherr eine gewisse Zuneigung zu dem Tier verspürt. Nicht mehr oder weniger als zu anderen Tieren im Übrigen, aber genug, offensichtlich, dass dies von der Katze nicht unbemerkt blieb, da sie, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, diese Zuneigung erwidert.
So kommt es, dass abends vor dem Schlafengehen die Katze dem Burgherrn für einige Minuten die Ehre gibt, sie streicheln zu dürfen. Zu diesem Zwecke wird ein Deckchen auf dem Bett bereitet, auf welchem die Felidae sich schnurrend und wohlig räkelnd niederzulassen geruht, um vom Burgherrn gekrault und gestreichelt zu werden.
Genug davon! Das Katzenvieh sieht mich an und wischt mir mit der Pfote eins über die Hand. „Miau!“ macht sie.
Ich versteh kein Wort. Wie sollte ich. Meine höfliche Anfrage, weshalb das raue Verhalten von ihr komme, wird mit verständnislosem Blick und einem weiteren „Miau!“ erwidert. Ich verstehe – sie hat keine Ahnung, und das verwirrt sie. „Also, Katze“, beginne ich, „deine Verwirrung ist ganz selbstverständlich und trifft bei mir auf eine ebensolche. Du verstehst nicht, was ich sage, was ich meine, noch nicht einmal, was ich tue. Es fehlt dir die Möglichkeit zu erkennen, was geschieht. Verlass dich drauf, mein Kätzchen, das ist normal und geht auch nicht weg. Jedes Lebewesen schafft sich ein eigenes Universum, das eben genauso aufgebaut ist, wie es die sensorischen Werte, die Erfahrungen und Erkenntnisse über seine Umwelt es zulässt. Es ist unmöglich, mehr wahrzunehmen und nur mit grosser Anstrengung des Intellekts möglich, sich mehr auszudenken. Zwischen den verschiedenen Universen gibt es Schnitträume, in welchen sich Erfahrungen oder sensorische Werte verschiedener Individuen decken. Dies bedeutet jedoch nicht, dass diese auch gleich interpretiert werden. Eine Motte XY erkennt in ihrem Universum das Lagerfeuer genau wie der Mensch YZ. Die Konsequenzen aus Wissen und sensorischen Werten sind jedoch bei den beiden Individuen verschieden. So stürzt sich die Motte knisternd ins Feuer, während der Mensch eine Cervela auf einen Stecken spiesst und sie in dem Feuer brät.
Du erkennst, mein Täubchen, dass du zwar etwas wahrnimmst, sich dieses aber nicht mit dem deckt, was ich wahrnehme. Ergo kann ich nicht verstehen, was du meinst, und du nicht, was ich will. Dein Miauen ist folglich Ausdruck deines Unverständnisses und im besten Falle ein Signal an mich, dies doch bitte zur Kenntnis zu nehmen. Das, mein Schätzchen, habe ich getan und dir somit auch dargelegt. QED. Gäbe es die geringste Hoffnung, dass du auch nur einen Bruchteil von dem, was ich dir gesagt habe, verstanden hättest, würde ich nun fragen: „Verstehst du?“ „Miau!“ machte die Katze, mit verständnislosem Blick, legte sich hin und streckte mir den Bauch entgegen, auf dass er gekrault werde.