Selbstzensur

Über die Selbstzensur

Was darf Satire und was nicht? Was ist wann und wo opportun und was nicht?

Eigentlich sollte hier ein anderer Text stehen, den ich aber, aus Gründen der Selbstzensur, oder besser auf Wunsch Dritter, entfernt habe. Er war nicht böse. Er war nicht beleidigend, er war satirisch und befasste sich mit dem Dickdarm eines ausgestorbenen Dickhäuters und dessen Einfluss auf die heutige Gesellschaft. Natürlich hatte es einen Bezug zu etwas, dieser war jedoch so hübsch versteckt, dass nur Eingeweide, meine Eingeweihte oder der Osterhase den Zusammenhang entdecken konnten. Allen anderen wäre es nur ein satirischer Text gewesen.

Nun, ich habe ihn, um den Frieden zu wahren gelöscht.

Ist das richtig? Muss also ein Satiriker aus Rücksicht auf Freunde, Bekannte oder Verwandter usw., bzw. zu deren Schutz weil sie allenfalls aus Geschriebenem negative Folgen zu gewärtigen hätten, sich selbst einer Zensur unterwerfen?

Nein, eigentlich nicht – müssen, mein ich. Er kann, er darf, naja den ganzen gesellschaftlich, moralischen Unsinn eben, aber er muss nicht.

Wer in einem kleinen Dörflein lebt und einen zweifelhaften Charakter wie den meinen sein eigen nennt, muss zwangsläufig diesem oder jenem auf die Füsse treten. «Wer über Leichen geht, geht weicher!», ist eigentlich mein Motto, aber ich werd es nun ändern in «Auch Comedy ist schön!»

In der Gesellschaft ist man nie alleine, Ellenbogen an Ellenbogen stehen wir uns gegenseitig unentwegt auf die Füsse. Alleine unserem Bedürfnis nach Friede ist es zu verdanken, dass wir uns nicht ohne Unterlass gegenseitig verdreschen. Und alleine des Friedens wegen wegen habe ich den Artikel gelöscht.

Die Satire ist, in all dem Gerangel und sich gegenseitig auf die Füsse und in Fettnäpfchen treten ein Ventil. Kluge Griechen haben sie ersonnen um in den engen Gassen Athens lebend nach Hause zu kommen, obwohl sie die Wahrheit gesagt haben. Es waren, wie sollte es anders sein Helden, und kamen gleich nach den nackten Typen die bei den Turnveranstaltungen oder Schlachten das Publikum ergötzten.

Heute ist das nicht mehr so, was wohl daran liegt, dass die Gassen Athens und der Welt um ein vielfaches enger sind als damals. Ich habe also Verständnis dafür, dass der Wunsch den Eintrag zu löschen kam. S’gibt einfach zu viele Füsse …