Es war einmal. Es war einmal ein Automobil, das seiner Fahrerin, seinem Fahrer Anweisungen gab. Grosses Wundern ward da allenthalben und Verwirrung. Musste man ihnen Folge leisten?
Die Jahre vergingen und die Menschen gewöhnten sich an die Frauenstimme, die einen mit geradezu absurder Regelmässigkeit in Sackgassen und andere Bredouille dirigierte, und die Automobile wurden so gebaut, dass man ihnen jetzt ebenfalls Anweisungen geben konnte. Sie verstanden einen zwar kaum und taten selten, wonach man sie bat, aber man hätte gekonnt, wenn man können hätte.
Und dann kam Steve Jobs. Und wie einst König Artus Excalibur brachte uns Steve das iPhone.
Grosses Wundern ward da allenthalben und Verwirrung. Wo waren die Tasten?
Die Jahre vergingen und Steve und seine Tafelrunde fanden, dass es an der Zeit sei, Excalibur zu pimpen.
Und so kam es, dass sie ihm Siri zur Seite stellten und damit die Welt veränderten. Denn erstmals sprachen die Menschen nun nicht mehr durch das Telefon mit jemandem «auf der anderen Seite», sondern nur noch mit dem Telefon.
Was veränderte das?, frug man sich, und es begann die Forschung an der «human-human and human-AI social interactions».
Solcher Forschung widmet sich auch Clarissa Arlinghause aus Deutschland, die sich für ihre Bachelorarbeit folgende Frage stellt: «Google Assistant und Siri sind Beispiele für künstliche Intelligenz, die uns ermöglicht, mit unseren Handys zu sprechen. Wie verändert sich die User Experience dadurch? Macht es einen Unterschied, ob das eigene Handy mit oder ohne Sprachsteuerung bedient wird?»
Sie hat hierfür eine Umfrage zusammengestellt und ich habe ihr angeboten, hier den Link zu posten, auf dass ihr daran teilnehmen könnt, wenn ihr das möchtet, und Sie, vielleicht, aus dem Kelch der Erkenntnis schlürfen darf: LINK UMFRAGE
Natürlich wollen wir es nicht dabei belassen, sondern wie immer eine Frage hinterherwerfen.
Ob die Interaktion mit oder ohne Stimmeingabe bequemer oder weniger bequem ist, ist eine Frage, die man stellen kann. Die Frage, die hier auf der Löffelburg mehr interessiert, ist, ob denn die Forschung an der User Experience letztlich tatsächlich den Userinnen und Usern zugute kommt.
Bisher war das, leider, nur selten der Fall. Was tatsächlich geschehen ist, ist, dass lediglich die Interaktionsfähigkeit der Maschinen verbessert wurde. Nun kann man natürlich sagen, «dass ist doch gut fürt die User», doch es hat eben zwei Seiten. Um eine Maschine in ihrer Interaktionsfähigkeit zu fördern, benötigt sie Daten. Viele Daten. Echt haufenweise Daten. es braucht also Datenkraken, die diese Daten beschaffen. Google zum Beispiel oder Amazon, Microsoft und Apple, Alibaba oder Toyota, UPC oder die Deutsche Telecom, YouPorn und deine Shoppingcard und und und. Alle sammeln sie Daten, um die Usability ihrer Produkte zu verbessern. Aber weil ihre eigenen Daten nur selten dafür ausreichen, sind sie auf Drittdaten angewiesen. Und so werden unsere Daten, anonymisiert oder nicht, munter hin- und hergetauscht und gehandelt.
Dies führt aber, wie wir ja inzwischen hinreichend zur Kenntnis nehmen mussten, zu Einschränkungen in unserem Leben. Informations- und soziale Blasen, eingeschränkte Angebote, verschiedene Preise für verschiedene Kundinnen und Kunden, personalisierte Werbung, Informationsbeschränkung und vieles mehr. Und es führt zu einer Verhaltensveränderung sowohl des Individuums wie auch der Gesellschaft insgesamt. Denn verschiedene Forschungsarbeiten beweisen auch, dass mit Menschen interagierende Maschinen soziale Akteure sind und somit Einfluss auf das Individuum und die Gesellschaft haben können.
Daraus ergibt sich, dass sich einmal mehr die Industrie einer schwerwiegenden sozialen Verantwortung bewusst werden müsste, dies aber, wie mein Auto meine Anweisungen, fast komplett ignoriert.
Einige wenige, aber interessante Informationen zum Thema: