In der Löffelburg lebt, nebst der Löffelburgerin, auch der Löffelburger. Er ist ein Mann (so wird behauptet und steht es in seinem Pass). Wie fast alle Männer hat er Wünsche.
Manchmal hat der Mann Wünsche, die er sich erfüllen möchte und zu deren Erfüllung er vieles auf sich zu nehmen bereit ist. Auch, oder insbesondere, wenn er ahnt, dass der Wunsch unnötig, vielleicht gefährlich, zumindest aber dumm ist.
Drei Beispiele:
Welcher junge Mann träumte nicht von einem Besuch im Freudenhaus, um seiner ungestümen Lust wenigstens einmal freien Lauf zu lassen? Doch schnell stellt sich heraus, dass es dort keine Erfüllung gibt. Nur Scham, Schwitzen und schiere Angst.
Zu den Fleischeslüsten zählt auch der innige Wunsch, sich einmal ein richtiges T-Bone Steak auf den Grill zu schmeissen. Doch auch hier erfährt Mann schnell, dass manchmal der Appetit grösser als der Hunger ist, und nur unter heftigem Stöhnen und Schwitzen, also ähnlich wie im Freudenhause, kommt man zum Ende.
Oder er baut sich ein Haus, denn das ist immer der grösste Wunsch beim Manne. Aber auch hier geht es vor allem um Schwitzen und Stöhnen, ausser dass noch Bluten dazukommt und es kein Ende nimmt.
Und dann ist da die Technik! Männer brauchen Technik. Sie gibt ihnen das Gefühl der Befriedigung, der Macht über die Unbill des Lebens, und sie verspricht fast immer Bequemlichkeit oder Genuss.
In meiner Jugend brauchten alle einen jener Plattenspieler, die man mit fünf oder sechs Langspielplatten bestücken konnte und die einem dann eine ganze Weile eine Pink-Floyd-Platte nach der anderen vorspielte, und das war auch gut so, denn zum Plattenwechseln wäre man zu bekifft gewesen. Oder das Motorrad, das Auto, ein Tamagotchi, das neueste iPhone oder in meinem Fall eine Leica. Oder eine Rolleiflex.
Nun bin ich, das muss ich leider zugeben, nicht mehr imstande, Filme selber zu entwickeln. Und weggeben ist mir auch nicht recht.
Doch die Technik meint es gut mit mir und präsentierte mir eine Rolleiflex Schachtkamera, mit der man Sofortfilme entwickeln kann.
Natürlich wusste ich, oder ahnte zumindest, dass das Gerät nicht annähernd das bieten würde, was eine echte Rolleiflex konnte. Und natürlich wollte ich sie trotzdem. Einmal angefixt von etwas, geht der Verstand in die Ferien und der Lausbub hat seinen Auftritt.
Neugierde, Spieltrieb, und die Hoffnung, dass es ja vielleicht dieses Mal kein Fehler war, gewinnen die Oberhand. Im anderen Falle gibt es immer noch die Möglichkeit, wieder zu verkaufen.
Und so machte ich mein erstes Foto mit der neuen Rollei – die Hirschentreppe, bei uns hinter dem Haus. Aber das Bild war unscharf und überbelichtet. Dann machte ich noch eins von der Löffelburgerin und noch eins von meiner Staffelei und zuletzt ein Selfie, und hätte ich kein ernsthaftes Problem mit meinem Mitteilungsbedürfnis, ich würde immer noch fotografieren. Also muss ich erst weiterüben, bis ich es wieder im Griff habe, analog und ohne Belichtungsmesser zu fotografieren. Nix da mit Spielen. Üben, üben, üben.
Hatte ich schon von meinem Abenteuer mit dem Dudelsack erzählt? Nein? Naja, lassen wir das.
Wenn du also wieder einmal vor einem Freudenhaus, einer Metzgerei oder einem Technikfachgeschäft stehst, dann horche kurz in dich hinein, ob es wirklich das ist, was du willst (nämlich etwas zum Spielen), oder ob du dich nächsten Sonntag nicht doch besser deiner Frau und einem Spaziergang, widmest.
Liebe Frauen, ich kann mir nicht anmassen, für euch zu sprechen. Da aber meine Frau, nach meinem Empfinden, mehr Schuhe hat als Imelda Marcos, sei hier einfach auf die gängigen Klischees über Frauen verwiesen, die, nicht anders als die hier vorgebrachten Klischees über Männer, sicher ebenso wahr sind.