An Weihnachten wollen wir hinaufblicken.
Es geht die Frage um, ob wir alleine seien im Universum. Es wird Forschung betrieben. Es wird die Fantasie bemüht. Unglaubliche Maschinen werden gebaut und horchen und spähen auf Erden und aus dem All hinaus in die Weiten des Weltalls.
Da ich ja schon oft dort draussen war und euch ja von vielen meiner Reisen erzählt habe, kann ich natürlich nicht sagen, dass es kein Leben gäbe. Aber, das muss einmal gesagt sein: Es ist nicht erwähnenswert. Wenn kümmert die Zivilisation auf M36B oder wie die Planeten, die um irgendwelche Sonnen trudeln, heissen? Wir kümmern uns hier auf der Erde noch nicht einmal um unsere eigenen Zivilisationen (so es denn eine gibt, notabene). Wir sehen lustig zu, wie wir unsere Welt zerschroten, zuscheissen mit Verpackungsmaterial von Milliarden Weihnachtsgeschenken und Internetbestellungen, wir lassen Flüchlinge auf sich allein gestellt in Lagern dem Hunger, Raub, Vergewaltigung und Mord ausgesetzt, wir lassen sie absaufen und schicken derweil subventionierte Nahrungsmittel in ihre Heimat. Und Waffen. Immer wieder gerne Waffen.
Menschen sind nicht die dümmste der Zivilisationen im Universum. Nein, sicher nicht, aber sie intelligent zu nennen, wäre übertrieben. Unsere intellektuelle Fähigkeit geht selten über das Zusammenschrauben einiger Holz- oder Metallstücke oder das Spielen mit Computern hinaus. Wir schrauben zwar eine Atombombe zusammen, die geistige Anstrengung, sich auszumalen, was wohl geschieht, wenn man sie hat, ist aber zu viel für uns.
Wir genmanipulieren, was immer möglich ist, und scheren uns kaum um die Fragen, ob es sein muss oder was es der Zukunft bringen wird. Wir vertrauen immer mehr in unserem Leben Computern an und überlassen die Überlegungen, welche Zukunft wir uns damit bescheren, den Wissenschafts- und Gesellschaftsphilosophen, statt uns eigene Gedanken zu machen. Aufgrund welchen Wissens wir uns Gedanken machen sollen, ist natürlich fraglich, denn solange Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler uns ihre Erkenntnisse und Forschungen nicht verständlich machen können, sind wir auf das hässliche Geschwurbel von Alleswissermoderator Lesch angewiesen.
Das Leben im Universum ist vielfältig. Es regt unsere Fantasie und unsere Neugierde an. All die Lebensformen wirklich hier haben möchten wir aber natürlich nicht. In den Weltmeeren und Urwäldern gibt es Millionen Arten, die in den nächsten Jahrzehnten aussterben werden, noch bevor wir sie entdeckt haben. Alleine die Schönheit von Rädertierchen sollte uns vor Ehrfurcht auf die Knie fallen lassen. Rädertierchen übrigens, die wegen der Versauerung der Meere eingehen, weil das Kalkskelett deswegen zerstört wird. Stattdessen schiessen wir für Milliarden Dollars Satelliten ins All, um zu schauen, ob es dort Leben geben könnte.
Ja, ich weiss, Weltraumreisen sind spannend. Sie geben uns die Hoffnung auf Zukunft und ermöglichen es uns, an unsere eigene technische Überlegenheit zu glauben. Und derweil schaffen wir es nicht, die Waldbrände in Australien, Kalifornien oder Brasilien einzudämmen, und wundern uns noch immer über Nachrichten, die das Absaufen ganzer Stadtteile zum Thema haben.
Leben im All ist absolut irrelevant. Jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, da es die riesigen Weiten überbrückt haben und auf diesem Planeten stehen, schleimen, schwimmen, fliegen oder kugeln wird.
Und was werden wir den Ankömmlingen dann sagen? «Hi!»?
Ich glaube nicht. Ich glaube, die Welt wird sich, so ganz jeder für sich alleine, mit allem, was er hat, an die sofortige Vernichtung der Ankömmlinge machen. Immerhin sind es Fremde!
Und wir schiessen ja schon gerne auf die Fremden, die von der Erde kommen.
Nun, genug davon. Es ist Weihnachten. Das macht mich immer so besinnlich und bringt mir die Wärme ins Herz.
Frohe Festtage also und so weiter und so fort …